FAQ: B 101-Brücke bei Großenhain
- Was passiert aktuell?
- Was war zum Zustand der Brücke in Großenhain bekannt?
- Zu welchem Ergebnis kam die Sonderprüfung?
- Wie konnte der Abriss so schnell erfolgen?
- Wann kann mit einer neuen Brücke gerechnet werden?
- Wie wird die Verkehrsführung organisiert?
- Wer ist zuständiger/ verantwortlicher Ansprechpartner?
Was passiert aktuell?
Am 18. Dezember wurde der Brückenbereich sowohl für den Straßenverkehr, als auch den Bahnbetrieb gesperrt. Der Rückbau der Brücke schreitet voran und das Abbruchgut im Bereich der Bahnstrecke wird umgehend beräumt. Während der Arbeiten ist das Gleisbett mit einem Abbruchpolster aus Sand/Kies gesichert und die Oberleitung der Bahn abgehangen.
Voraussichtlich am 24. Dezember soll die Bahnstrecke wieder für den Verkehr freigegeben werden. Neben der Fertigstellung der Abbruch- und Beräumarbeiten ist bis dahin die Bahnstrecke für den Verkehr im Bereich der Oberleitung und am Gleisbett wiederherzustellen.
Der im Rahmen der Abrissarbeiten aufgefundene Spannstahl der Brücke befindet sich wie angenommen in einem schlechten Zustand. Es zeigen sich geschädigte Bereiche mit Anrissen und Korrosion.
Was war zum Zustand der Brücke in Großenhain bekannt?
Aus vorigen Bauwerksprüfungen war bekannt, dass die Nutzungsdauer der Brücke begrenzt ist. Am gesamten Überbau war bereits eine Zunahme der Risse festgestellt worden. Der sogenannte „Betonkrebs“, eine Treibreaktion in Form der Alkali-Kieselsäure-Reaktion, wurde bereits 2008 festgestellt.
Zu welchem Ergebnis kam die Sonderprüfung?
Im Zuge der laufenden Prüfung wurde im Vergleich zur Hauptprüfung 2023 eine weitere Zunahme der Risse und Rissweiten festgestellt. Am 18. Dezember wurden an den am stärksten beanspruchtesten Stellen des Überbaus eine Auswahl an Spanngliedern freigelegt. Nach einer visuellen Begutachtung und Dokumentation wurden Proben der Spannstahllitzen entnommen. Im Ergebnis dieser Untersuchungen konnte noch am selben Tag festgestellt werden, dass die Spannlitzen, sprich der Spannstahl angerostet ist. Die vor Ort dokumentierbare vorhandene Vorspannung des Spannstahls wies in Summe eine Umlagerung von Kräften auf, die aus bereits versagten Spannlitzen resultierten. Es wurden typische Anrisse/Versagen von Spannstahl aus einer Spannungsrisskorrosion festgestellt.
Der Gesamtzustand des Bauwerkes mit der vorhandenen Treibreaktion und der jetzigen Feststellung, dass bereits Spannstahl ausgefallen ist und zu Kräfteumlagerung geführt hat, führt unweigerlich zu der Feststellung, dass das Bauwerk als nicht mehr als standsicher einzustufen ist. Eine kurzfristig vorgenommene statische Berechnung, die durch einen Prüfingenieur gegengeprüft wurde, bestätigte dies.
Wie konnte der Abriss so schnell erfolgen?
In Vorbereitung der Prüfung und Untersuchung wurden vorsorgliche Maßnahmen getroffen, die im Falle einer Entscheidung zur sofortigen Vollsperrung realisiert werden können. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der betroffenen Bahnstrecke Dresden-Berlin mit einer Ausbaugeschwindigkeit von bis zu Tempo 200 geboten.
Die Beteiligten der Deutschen Bahn AG waren über die Prüfung vorinformiert. Bahnbautechnik und Fachpersonal wurde deutschlandweit für eine mögliche bauliche Reaktion zusammengezogen. Seitens des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr wurden Vorkehrungen getroffen, um eine bauliche Reaktion seitens des Straßenbaulastträgers sicherzustellen. Zielstellung war dabei, eine mögliche notwendige Sperrung der Bahnstrecke auf ein Minimum zu reduzieren.
Dank der Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte innerhalb einer kurzen Vorbereitungszeit der Abriss als Vorsorgemaßnahme organisiert und letztlich auch umgesetzt werden.
Wann kann mit einer neuen Brücke gerechnet werden?
Aufgrund des Bauwerkszustandes wurde bereits eine Planung veranlasst. Es besteht für den Ersatzneubau der Brücke unanfechtbares, vollziehbares Baurecht. Derzeit wird der Bauwerksentwurf erstellt, der die Grundlage für die Ausschreibung der Bauleistungen bildet.
Mit den zuständigen Ministerien auf Landes- und Bundesebene werden mögliche Beschleunigungen der Planung besprochen. Die Finanzierung der Maßnahme wird im Rahmen einer anzunehmenden vorläufigen Haushaltsführung 2025 im Bund und im Freistaat Sachsen einzuordnen sein. Erst im kommenden Jahr sind nähere Aussagen zum Ersatzneubau der Brücke möglich.
Wie wird die Verkehrsführung organisiert?
Die Umleitung für den motorisierten Verkehr erfolgt ab sofort aus Richtung Großenhain über die S 81 nach Lenz über Geißlitz weiter nach Großdobritz, dann über die S 177 bis Meißen und weiter für die B 101 über Ockrilla, Gävernitz und Priestewitz zurück nach Großenhain. Die Gegenrichtung wird analog geführt. Die erforderliche Umleitungsbeschilderung wird umgehend eingerichtet.
Wer ist zuständiger/ verantwortlicher Ansprechpartner?
Die Bundesrepublik Deutschland ist Baulastträger für die Brücke im Zuge der B 101 bei Großenhain. Der Freistaat Sachsen betreut die Brücke in Auftragsverwaltung. Beim Landkreis Meißen sitzt die zuständige Verkehrsbehörde. Zudem liegen die Aufgaben für den ÖPNV und die Rettungsdienste beim Landkreis. Diese und weitere Beteiligte stehen im engen Austausch.
Wir bitten um Verständnis, dass die vorhandenen Kapazitäten derzeit zielgerichtet eingesetzt werden müssen und Anfragen nur im erforderlichen und möglichen Umfang beantwortet werden können. Anfragen der Presse sind wie gewohnt an die zuständigen Behörden zu richten.