27.07.2020

Start für Pilotprojekt Carbonbeton – Verstärkung S 109-Brücke in Kleinsaubernitz

PRESSEMITTEILUNG & VERKEHRSHINWEIS

Nächste Woche fällt der Startschuss für die Arbeiten zur Verstärkung der Brücke über das Alte Fließ im Zuge der S 109 in Kleinsaubernitz (Landkreis Bautzen). Am 3. August beginnt die Einrichtung der Baustelle, ab dem 10. August tritt eine der S 109 Vollsperrung in Kraft. Es handelt sich um ein gemeinschaftliches Pilotprojekt der sächsischen Straßenbauverwaltung und der Technischen Universität Dresden zur Anwendung von Carbonbeton im überörtlichen Straßennetz Sachsens. Das Bauvorhaben ist Teil des 100-Bauwerke-Programms des Freistaates Sachsen zur Verbesserung des Zustands von Bauwerken im Zuge von Staatsstraßen.

Grundlage der Zusammenarbeit ist ein Kooperationsvertrag mit der TU Dresden über die Durchführung von Forschungsarbeiten im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Vorhabens. Die TU Dresden leistet als Verantwortliche für das Projekt C3 – Carbon Concrete Composite (Carbon-Beton-Verbundwerkstoff) auf der Basis durchgeführter Materialuntersuchungen und Laborversuche die wissenschaftliche Zuarbeit und gibt fachliche Hilfestellung bei der Überwachung der Bauleistung. Das interdisziplinäre Projekt C³ – Carbon Concrete Composite ist das derzeit größte Forschungsprojekt im deutschen Bauwesen.

Verkehrs- und Wirtschaftsminister Martin Dulig: „Carbonbeton ist nicht nur eine ressourcensparende Anwendung, sondern bietet über Qualität, Belastbarkeit und Klimafreundlichkeit hinaus noch neue gestalterische Möglichkeiten. Ich freue mich, dass der in Sachsen entwickelte innovative Baustoff beim Brückenbau in Kleinsaubernitz zur Anwendung kommt. Der sächsische Leichtbau-Verbund „C³ – Carbon Concrete Composite“, welcher ressourcenschonenden Carbonbeton entwickelt, gehört zu den Innovationstreibern der Branche – ein wirklich tolles Beispiel aus dem Freistaat!“

Das geplante Pilotprojekt in Kleinsaubernitz beinhaltet die Verstärkung der vorhandenen Stahlbetonbrücke aus dem Jahr 1951. Sie überführt die S 109 über das Alte Fließ. Die Stützweite beträgt circa 9,50 Meter bei einer Breite von 7,30 Metern. Mit dem nachträglichen Aufbringen einer Carbonverstärkung an der Brückenunterseite soll die Tragfähigkeit der bestehenden Brücke erhöht werden – insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Strecke auch als Ausweichroute zur Autobahn A 4 genutzt wird. Ein weiteres Ziel der Verstärkungsmaßnahme ist die deutliche Verlängerung der Nutzungsdauer der Brücke.

Die geplante Bauzeit beträgt einschließlich Betonaushärtung und Probebelastung etwa fünf Wochen, sodass eine Fertigstellung voraussichtlich bis zum 4. September erfolgen kann. Eine Vollsperrung der S 109 ist ab dem 10. August vorgesehen. Die Umleitung aus Richtung Bautzen verläuft über die K 7223 Gleina, K 7222 Baruth und S 110 Kleinsaubernitz zurück zur S 109. Der Verkehr aus Richtung Dauban wird über die K 7218 Lömischau, K 7216 Halbendorf, K 7211 Klix und S 101 Salga zur S 109 geführt.

Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 140.000 Euro. Mit einer Fördersumme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von 46.000 Euro beteiligt sich die TU Dresden an der Baumaßnahme. Mit weiteren rund 32.000 Euro fördert das BMBF den Anteil der sächsischen Straßenbauverwaltung.

Wir bitten alle Anwohner und Verkehrsteilnehmer um Verständnis für die mit der Baumaßnahme verbundenen Einschränkungen und besonders umsichtige Fahrweise auf den Umleitungsstrecken.

HINTERGRUND & AUSBLICK
Carbonbeton ist ein Verbundwerkstoff aus Beton und einer Bewehrung aus Kohlenstofffasern (Carbon), der deutlich widerstandsfähiger ist als Stahlbeton. Die sehr tragfähige, nichtrostende Bewehrung aus Carbon lässt eine Lebensdauer erwarten, die weit über den heutigen Konstruktionen aus Stahlbeton liegt und stellt somit eine rohstoffsparende Alternative im Bauwesen dar. Bei der Instandsetzung von Brücken sind unter Verwendung von Carbonbeton Schichtdicken von zwei Zentimetern realisierbar, bei einer Instandsetzung mit Stahlbeton wären sieben bis acht Zentimeter notwendig. Mit Carbonbeton kann bis zu 80 Prozent Beton eingespart werden, der nicht transportiert und verbaut werden muss. Durch die dünne Carbonbetonschicht wird das Eigengewicht der Brücke nicht nennenswert erhöht, sodass mit Carbonbeton auch Brücken instandgesetzt werden können, bei denen eine Instandsetzung mit Stahlbeton nicht möglich ist. Sowohl die Materialeinsparung, die reduzierte Bauzeit und damit ggf. reduzierte Sperrzeit als auch die Verlängerung der Lebensdauer der bestehenden Bausubstanz führen zu Kostenvorteilen.

Auf das Vorhaben in Kleinsaubernitz aufbauend, soll im Jahr 2021 ein weiteres Carbonbeton-Pilotprojekt zum Ersatzneubau einer Brücke im Zuge der S 111 in Wurschen (Landkreis Bautzen) folgen. Die Stahlbetonbrücke aus dem Jahr 1934 überführt die S 111 über das Kuppritzer Wasser. Hier ist eine erstmalige Herstellung eines Carbonbetonüberbaus im klassifizierten Straßennetz des Freistaates geplant. Die Umsetzung des Projektes ist, unter Voraussetzung der planungsrechtlichen Grundlagen, voraussichtlich im Frühjahr geplant, weitere Informationen folgen.

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